Das Bier begleitet uns an diesem Tag irgendwie die ganze Zeit. Ebenfalls erscheint uns immer wieder eine „höhere Macht“, die uns bei diversen Anblicken vor Demut im wahrsten Sinne auf die Knie gehen lässt. Bier und Glaube. Gehört das zusammen?
Dieser Beitrag handelt eigentlich von Tag 5 unserer Tour nach København. Der aufmerksame Leser fragt sich jetzt: „Und was ist mit Tag 4?„
Tag 4 unserer Reise ist schlicht gesagt nicht erwähnenswert. Wir sind 62,5km von Møns Klint nach Marjatta geradelt. Und weil es uns die Nacht davor im Shelter so gut gefallen hat, haben wir am Ende von Tag 4 gleich nochmal in einem Shelter übernachtet inklusive Nachtkonzert von einem Fasan, dessen Flattern trotz Ohrenstöpsel derart nah erschien, dass ich lieber nicht genauer nachgeguckt habe.

Tag 5 beginnt gleich mit einem Highlight: der Faxe Ladeplads direkt an der Küste! Die edlen 1-Liter Bierhülsen werden weiter landeinwärts gebraut. Um 11 Uhr morgens ist unser Bierdurst noch nicht vorhanden und so schwelgen wir in romantischen Vorstellungen von so einem gut gefüllten Bierhumpen.


Es geht romantisch weiter. Das Meer immer in Sichtweite blicke ich nach rechts und erkenne in der Ferne auf einmal die Insel Møn mit ihrer unübersehbaren Steilküste. Dort waren wir vor 2 Tagen. Raum und Zeit gleichzeitig so klar vor Augen löst eine gewisse Begeisterung in mir aus. Eine höhere Macht? Vielleicht liegt es aber auch einfach nur am herrlichen Wetter.

Und weil es gerade so schön war, wird es noch schöner. Unerwartet ein Tag der Belohnungen. Die „höhere Macht“ führt uns zur Stevns Klint. Die geplante Route geht dort in einen Kiesweg für Fußgänger über. Sackgasse. In der Hoffnung ein Café zu finden, stoßen wir (bzw. stößt uns die „höhere Macht“) stattdessen auf die alte Kirche von Højerup aus dem 12. Jahrhundert. Bei ihrem Bau stand sie noch 50 Meter von der Klippe entfernt. Ich glaube wir haben sie zu einem guten Zeitpunkt besucht. Perspektivisch müsste das Ding irgendwann abstürzen.


Beim Anblick auf die Kirche fällt mir ein fest installiertes Fernglas auf. Ich gucke durch und erblicke am Horizont die Øresund Brücke! Und mit einem Schwenk nach rechts sehe ich auf einmal Festland! Land i sigte! Unfassbar, aus dieser Distanz erkenne ich klar und deutlich den Turning Torso von Malmö. Sieht dann ungefähr so aus:

Wie könnte es jetzt eigentlich noch schöner werden? Zum Mittagessen flüchten wir vor dem plötzlich eintretenden Regen in ein Rentnerrestarant (Danke „höhere Macht“!). Das kleine Schwarzbrot mit gutem Gemüsehaufen oben drauf, ein alkoholfreies IPA sowie ein „dänischer“ Kaffee (ganze Kanne, schwarz wie die Nacht, 30 Minuten Zubereitungszeit) kosten in zweifacher Ausführung über 60€. Prost Mahlzeit.

Wir fahren weiter, die Highlights nehmen ab, der Regen nimmt zu. Frage an die „höhere Macht“: „Haben wir was falsch gemacht?!“. Antwort: „Nasses bringt auch Schönes (diverse Regenbögen)“. Mehrfaches Unterstellen schützt uns vor dem Durchnässen während wir die Farbspektren am Horizont begutachten.


Nach 2x Shelter fühlen wir uns nach Duschen und so buchen wir eine Unterkunft in Køge. Nach 75,3km endet der Tag so wie er angefangen hat: mit Bier. Nur diesmal bleibt es nicht bei Träumereien, sondern der Gerstensaft fließt sanft die Kehle hinunter.


