Es gibt Tage, die laufen einfach nicht so gut. Doch wenn man die richtigen Maßnahmen ergreift, kann man trotzdem mit einem Lächeln ins Bett fallen. Wie so ein Tag aussieht, erfahrt ihr in diesem Artikel. Hey Danmark, men nu for alvor!
Für alle, die kein dänisch sprechen (ich übrigens auch nicht), hier die Übersetzung des letzten Satzes: Hallo Dänemark, jetzt aber wirklich!
Ich nehme meine Schlafmaske ab, ziehe die Ohrstöpsel raus (Natur kann sehr laut sein…) und sehe die Regentropfen von der regnerischen Nacht auf der Zeltplane. Erstmal Luft aus der Matratze und Kopfkissen lassen. Es ist jedes Mal ein interessantes Gefühl auf der Matte zu liegen, wenn die Luft entweicht. Erst nur an einigen Stellen kommt der Kontakt zum Boden zustande, bis man vollends auf dem (meistens) ebenen Untergrund liegt. Ich bin geerdet. Danke, dass du die Nacht über gehalten hast, liebe Matte. Matte und Schlafsack werden in die Säcke gepackt und im Anschluss das Tageslicht erblickt. Hej Danmark! Ach nee, ist ja noch Deutschland, Strukkamphuk, Fehmarn. Noch 35km bis zur Fähre nach Dänemark…Erstmal n Kaffee…Frühstück…aufs Örtchen. Sich bei den Zeltnachbarn für die schöne Musik gestern Abend bedanken. Die Musik war wirklich schön! Zelt abbauen, Sachen packen. Achso, Zähneputzen nicht vergessen. Man könnte auch von Morgenroutine sprechen. Mein Kumpel und ich machen nicht zum ersten Mal zusammen eine Tour und somit kommt man sich morgens nicht groß in die Quere. Im Gegenteil: man versteht sich auch ohne Worte und ergänzt sich. Schließlich ist alles bereit zur Abfahrt. Wir könnten jetzt eigentlich losfahren…oder Frisbee spielen! Eine Neuerung, die sich bereits nach 15 Minuten amortisiert hat.
Men nu for alvor! Wir schieben unsere Lastenräder auf den Deich und los geht’s, wo es gestern aufgehört hat: Wind. Aus Westen. Da wir Fehmarn an der Westküste entlang fahren wollen, also erstmal einen leichten Gang einlegen. Kiter so weit das Auge reicht. Man könnte auch von einer Plage sprechen. Wir passieren die Aalkate in Lemkenhafen (sehr zu empfehlen, und nein, ich werde nicht von denen gesponsort, noch nicht!) und schieben uns weiter den Deich entlang. Überall Schafe und Kiter. Die Westpassage (nennt man das so?) ist durchquert und nun geht es mit 100km/h Rückenwind wie im Flug weiter. Der Jimmy Hendrix Gedenkstein wird passiert und die Laune ist gut. Ein Tropfen. Noch einer. Lieber mal die Jacke anziehen. Weiter geht’s. Es wird dunkler. Und aus dem Nichts wird das Getröpfel ein Wasserfall. Nirgendwo ein Baum am Deich. Regenhose und Überzieher bringen jetzt auch nichts mehr. Nach 5 Minuten Weiterfahrt ohne Unterstellmöglichkeit flüchten wir in ein Sanitärhäuschen, welches für uns zum Saniterhäuschen wird. Schuhe nass, Socken nass und ich muss nicht erwähnen, dass meine Regenjacke nicht regendicht ist. Nennt es naiv oder optimistisch, aber der Wetterbericht hatte für die gesamte Tourdauer nichts von Regen gesagt!


Es beruhigt sich draußen und wir fahren weiter. Die Frisbee Einheit, Regen und 25km in den Beinen machen schon wieder hungrig. Und so richtig beruhigt hat sich das Wetter auch nicht. Wir gehen in ein Café, hinter uns startet wieder der Wasserfall. Diesmal also Glück gehabt. Trotzdem ist uns kalt. Werden wir jemals ankommen?! Also nicht in Kopenhagen, sondern in Dänemark! Nach der erneuten Regenpause geht es aber nun wirklich weiter und wir dürfen als Erster zu Fähre fahren…nein doch nicht. Wir sollen uns hier an die Seite stellen und warten bis alle auf der Fähre sind. Als Letzter rein, als Letzter raus. Wegen der Sicherheit und so. Also wieder Pause. 20 Minuten bis wir dürfen. Danmark her kommer vi! Wir nutzen die erneute Pause auf der Fähre (man könnte schon von Pausentag sprechen…) für Schwarzbrot und Schuhe trocknen.



Aah! Diese Luft!…riecht irgendwie genauso wie „drüben“. Aber es fühlt sich trotzdem anders an. Die Verkehrs- und Hinweisschilder versteht man nicht mehr, der Sprit wird laut Tankstellenanzeige in DKK bezahlt. Es muss Dänemark sein! Der Wind trägt uns einen ehemaligen Bahndamm entlang Richtung Norden. Ein weißer Fleck erscheint auf meinem rotierenden Reifen…Milch spritzt raus. Oh nee, bitte jetzt nicht die Vollkatastrophe. Wir halten an. Ich hole die Wurst raus und stecke sie bei tosendem Wind in den Tubeless-Reifen. Schnell aufpumpen, damit der Reifen in der Felge bleibt. Weiter geht’s. Immer noch’n weißer Fleck. Wurst schlecht reingesteckt. Nochmal nachjustieren. Ich kann leider nicht hören, ob noch Luft rauspfeift, weil der Wind zu laut ist. Zum Glück kommt der Regen von der Seite, sodass uns die Büsche ein bisschen vor erneuter Nässe schützen. Weiter geht’s. Immer noch’n weißer Fleck. Wurst-Tausch hilft schließlich, doch während der Weiterfahrt beobachte ich meinen Reifen weiterhin skeptisch. Landschaftlich gibt es gerade eh nicht viel zu entdecken. Nach insgesamt 50km, es ist jetzt 16.30Uhr, entschließen wir uns eine 30km entfernte Unterkunft zu buchen. Man braucht schließlich Ziele im Leben. Mit der aktuellen Vorwärts-Kommen-Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen wir unser trockenes Bett rein rechnerisch um 0.53Uhr. Das neue Ziel beflügelt so sehr, dass wir eine Überflutung des Weges einfach durchqueren und nun wieder mit komplett nassen Füßen unterwegs sind. Erstmal ein Falafel Dürüm in Maribo essen.


Das Abendessen wäre also erledigt. Ich weiß nicht mehr genau, was die restlichen 30km passiert ist. Viel Regen und viel Bundesstraße auf jeden Fall. Anhalten ist jetzt keine Option, sonst kühlen wir aus. In Nykobing Falster springen wir noch kurz in den Netto und mit der Belohnung für diesen langwierigen, sehr zähen, sehr nassen und sehr kühlen Tag im Gepäck erreichen wir unser sehr gemütliches Bed and Breakfast bei Bauke und seiner Frau. Und die Sonne scheint sogar, obwohl es regnet. Dumbass!

