Endlich mal wieder ein Mehrtagestrip mit meinem Drahtesel. Das Ziel ist Kopenhagen. Doch bekanntermaßen gibt es zwischen Start und Ziel noch den eigentlichen Weg, der die Reise ausmacht. Und es gab viele Fragen zu beantworten.
Wie schläft es sich in einem Shelter? Wird mir schwindelig, wenn ich oben auf Møns Klint stehe? Wie macht sich Tubeless mit einem 50kg schweren Fahrrad? Kann man sich in Dänemark gut vegan ernähren? Wie komme ich zurück? Kann ich so viele Fragen in einem einzigen Post beantworten?
Fangen wir die Beantwortung der Fragen von hinten an: Nein, so viele Fragen kann man nicht in einem Post beantworten. Also erstmal nur „et første indtryk“ (ein erster Eindruck) und die Fakten: Vom 8.Juni bis 14.Juni (7 Tage) sind mein Kumpel und ich 497,2km von Lübeck-Travemünde nach Kopenhagen geradelt. Woohoo! Im Folgenden eine Übersicht:


Der aufmerksame Leser stellt eine Diskrepanz in den Gesamtkilometerangaben von Text und Bild fest. Aber es gibt für alles seine Gründe…
Die detaillierten Routen findet ihr bei Interesse auf Komoot: DiegoSimeone@Komoot
Eine Fahrradreise…schon bei der Vorbereitung kommt ein gutes Gefühl auf. Freiheit, Unabhängigkeit, frische Luft, fremde Eindrücke. Und selbst die Fahrt mit dem Fahrrad zum Hamburg Hauptbahnhof fühlt sich mit dem ganzen Gepäck schon besonders an, obwohl der Großteil meinem Weg zur Arbeit entspricht.


Eine Stunde Bahnfahrt und schon riecht man das Meer. Die Strecke folgt von Travemünde zunächst weitestgehend dem Ostsee-Radweg, das Wetter ist am ersten Tag herrlich und man möchte bereits nach 2km ins Wasser springen. Nach 5km auch…und nach 10km schon wieder…aber wir haben doch noch gar keine Strecke gemacht! Hält man an? Fährt man weiter? Wir sind im Urlaub noch nicht angekommen und der Badespaß bleibt nur ein flüchtiger Gedanke. Es rollt sich gut mit dem 50kg Esel und die Tubeless Reifen halten. Nach 40km Dauerbetrieb dann schließlich das erste Mal einkehren…“Ausgefahren um einzukehren!“ (Diego, Fahrradfahrer)



Es geht weiter…immer weiter der Küste entlang. Irgendwann wird es wild. Sehr wild. Steine liegen kreuz und quer, Wege sind gesperrt wegen Abbruchgefahr der Steilküste. Die Sturmflut im Oktober hat ihre Spuren hinterlassen…Wir sind schließlich kurz vor der Fehmarnsundbrücke als uns hintergerufen wird, die Brücke sei für Radfahrer gesperrt. Wir halten an und es stellt sich heraus, dass wir aufgrund einer umfangreichen Baustelle einen Shuttle Bus inkl. großen Fahrradanhänger nehmen sollen. Abfahrt um 18Uhr…jetzt ist es 17.30Uhr. Dunkle Wolken bahnen sich am Horizont an. Am ersten Tag auch noch Bus fahren? Ein Linienbusfahrer macht uns schreiend darauf aufmerksam, dass das Befahren einer Bundesstraße bei fehlendem Radweg nicht verboten ist! Und außerdem ist auf der Brücke derzeit nur 30km/h erlaubt. Eine ältere Dame von der Brücke kommend teilt uns mit, dass sie heute Vormittag ohne Probleme auf der Autospur mit ihrem Fahrrad die Brücke überquert hat. Also los! Wie angekündigt, endet der Radweg nach kurzer Zeit und ich muss meinen Hausstand-auf-2-Rädern durch ein Zaunloch bugsieren. Grenzwertig… Die Autos fahren ganz schön schnell. Der Wind ist ganz schön heftig. Weiter. Auf der Brücke ist der Wind dann dermaßen heftig, dass mein Kumpel ins Wanken kommt. Leichtes Bikepacking hat also doch seine Nachteile, während mein LKW weitestgehend stabil bleibt. Wir halten auf der Baustelle an. Beraten uns schreiend, weil man aufgrund des Sturms sonst kein Wort versteht. Besonders die Luftlöcher durch entgegen kommende LKWs sind besonders schwierig zu handhaben. Erster Tag, immer noch in Deutschland und schon mitten im Überlebenskampf. Wir kämpfen uns schließlich durch die Baustelle, Taschen müssen abgenommen werden, weil es zu eng ist, Fahrräder getragen aufgrund von Hindernissen und das Ganze bei tosendem Wind. Kurzum: die Lage ist kritisch.

Aber ich würde hier nicht sitzen und diesen Bericht verfassen, wenn wir es nicht über die Brücke geschafft hätten. Wir entschließen uns für den ersten Campingplatz (lustigerweise war ich in meiner Jugendzeit schon regelmäßig dort) und geben nach 81km auf. Pünktlich zum Check-In setzt der Regen ein. Der erste Tag wäre geschafft…

Und was ist nun mit dem „første indtryk af Danmark“? Morgen…morgen kommt dann bestimmt irgendwann Dänemark…
Kommentare
2 Antworten zu „Hej Danmark! #1 – et første indtryk“
Ein toller Erlebnisbericht. Bin gespannt, wie es weiter geht.
Danke Jacques! Es bleibt spannend!