Auf Stufe 1 den Berg hoch

Ich habe es getan! Ich bin auf ein E-Bike gestiegen…und sogar damit gefahren. Natürlich in den Bergen, damit das liebe Fahrrad und ich so richtig auf unsere Kosten kommen. Ob der Akku bis zum Ende gehalten hat, lest ihr in diesem Artikel 🙂

Jajaja, einerseits lästere ich über E-Bikes und auf einmal sitze ich selbst auf einem drauf? Oh Diego mio! Was ist los mit dir?! Man muss halt auch mal neue Erfahrungen im Leben machen. Und im Bergurlaub gibt es halt viele Berge, die steil sind. Und ich komme aus dem Flachland und meine Beine sind zu schwach! Und überhaupt fahren da (also in den Bergen) alle Menschen mit E-Bike rum. Ich bin mir mal nicht mal sicher, ob es dort/ hier (in den Bergen) normale Fahrräder gibt! Also ab zur Fahrradvermietung und für schlappe 60€ auf ein elektrifiziertes Etwas gesetzt. JARIFA 6.7 / 625 Wh / Bosch Performance CX Gen4, 85 Nm…wem das was sagt…Das Fahrrad/ Mofa könnte eigentlich gar nicht so schlimm aussehen, wie im Folgenden dargestellt:

Doch mit der türkisen Lackauswahl, den Katzenaugen und dann noch dem vorderen Schutzblechen hat der Vermieter vermutlich beabsichtigt, die Diebstahlgefahr auf ein Minimum zu reduzieren.

Also wie funktioniert das Ding? Links am Lenker sind diverse Knöpfe, zwei davon für das Gaspedal…also die Untersützung. Betriebssystem hochfahren und ab geht die Fahrt! Ich wähle Stufe 1 von 4, die andere Testperson nimmt Stufe 2. Wir nehmen gleich einen 18% oder 20% Asphalt-Anstieg. Spielt ja auch keine Rolle wie viel genau. Einhändig schieße ich ein paar schöne Bilder von der Landschaft und navigiere nebenbei. Mein Puls geht schon etwas nach oben. Es ist nicht so, dass es bergauf auf Stufe 1 nicht anstrengend ist. Jetzt treffen wir tatsächlich verlorene Gravelbiker (ohne „E“!) am Hang, die wir ohne Probleme hinter uns lassen. Plötzlich summt es von hinten und ehe ich mich versehe werden wir überholt! Und noch einer mit Trittfrequenz von 0,5Hz an uns vorbei! Zack! Vielleicht doch auf Stufe 4 schalten? Ein bisschen Ehre habe ich dann doch noch. Gefühlt geht es 5km nur steil bergauf, aber das ist kein Problem.

Kleine Anmerkung: eigentlich war ich in den Bergen zum Wandern, was ich auch gemacht habe. In der Region gibt es ausgewiesene Wanderwege und ausgewiesene „MTB“ Strecken. Die Tour erfolgte ausschließlich auf ausgewiesenen MTB Strecken, weil ich es als Wanderer selbst nicht abkann, wenn irgendein bekloppter MTB-ler mit 50km/h an mir vorbei den Berg runterschießt. Die Diskussion über MTBs in den Bergen ist nochmal eine ganz eigene Debatte, die ich jetzt nicht weiter vertiefen will…

Jedenfalls summt es die ganze Zeit unter mir. Dann endlich die Abzweigung auf den Forstweg. Noch steiler. Meine Pumpe arbeitet. Die einhändigen Fotos werden weniger. Schließlich ziehe ich meine lange Hose aus und trinke etwas. Schön hier! Und nu rauf auf den Berg!

Der Weg wird schmaler, man könnte schon fast von einem Singletrail sprechen. Ein bisschen Fahrskills benötigt man, um die zwischenzeitlichen, steinigen Abfahrten zu genießen. Aber dank meiner GT-Timberline-Ausritte ist das kein Problem und ich lass mit lockeren Händen und Sattel zwischen den Oberschenkeln laufen. Und da ist sie! Die Alm! Der Grund, warum ich überhaupt losgefahren bin! Ausgefahren um einzukehren!…oder so ähnlich.

Das Bier schmeckt fast so gut, als wenn ich zu Fuß hochgelaufen wäre. Hunger habe ich noch keinen. Bin ja auch erst 30min gefahren. Weiter geht’s!

Und dann! Was soll ich sagen? Auch mit einem E-Bike ist man nicht unbesiegbar und manchmal muss man schieben:

Der Rest ist schnell erzählt. Es geht bergab, sehr schnell bergab. Ich verpasse die Abbiegung und rase 2km weiter steil bergab. Kein Problem. Umkehren, den Berg wieder hoch und dann den richtigen Weg entlang. Wieder bergab, bergauf, rechts, links, nochmal links. Am Ende dann nochmal ein schöner grober Schotterweg bergauf. Das bringt fast schon Spaß! Kurz vor Ende gönne ich mir dann Stufe 4 und muss fast lachen. Ich muss erstmal 5 Gänge runterschalten, weil mich das Fahrrad so schnell den letzten Anstieg hochschiebt. Mal eben den Berg hochcruisen. Jetzt weiß ich, wie sich die Gorillas- und Flink-Kuriere fühlen…Am Ende stehen 30km und 1200Hm auf der Uhr. Kurze gehaltvolle Distanz.

Und wie war’s? Naja, den Berg hochzukommen war keine Leistung. Aber eigentlich geht es doch genau darum oder? Um das schöne Gefühl nach einer schwitzenden und fast schon meditativen Plackerei den Blick am Pass oder dem Bergrücken wieder nach oben zu richten und zu sehen „Wow, hier bin ich hochgefahren! Was für eine schöne Aussicht!“. Das Bier schmeckt dann übrigens auch besser.

P.S.: Der Akku hatte noch 3 von 5 Strichen. Das nächste Mal also 70km!