Woran erkennt man den absoluten Amateur-Mountainbiker? Er schafft es nach 10m (!) Strecke, dass sein Handy im hohen Bogen aus seinem Rennradtrikot einen Abgang auf die Asphaltstraße macht und sein Display zerstört. Willkommen im Sauerland!
Oh je…also fahre ich nochmal 5m zurück und stecke mein Handy von nun an in meine Arschrakete…die übrigens ein weiteres Indiz meiner MTB-Amateurhaftigkeit ist neben meiner Oberrohrtasche, die an einen kleinen Benzintank erinnert.

Kurz mal zu den Fakten: mit meinem Kumpel machte ich ein verlängertes Wochenende im Sauerland zum Mountainbiken. Fahrräder hat er organisiert (angeblich auf legale Weise). Unser Basecamp ist eine Ferienwohnung in Usseln, die nach getaner Arbeit ebenfalls als Public-Viewing Spot für die laufende EM dient. Ich habe noch nie so viele Fußballspiele hintereinander gesehen…anderes Thema…Für die Streckenplanung orientieren wir uns an dem ausgewiesesem MTB-Wegenetz der Region Willingen. Die Region ist ein wahres MTB-Eldorado!



Weitere Streckendetails findet ihr bei DiegoSimeone@Komoot
Wie unschwer zu erkennen, ist das Sauerland sehr hügelig. Es gab die ein oder andere Situation, bei der ich mir nicht sicher war, ob mein Herz gleich explodiert. Die 200HR habe ich zwar nicht geknackt, aber ich weiß jetzt, warum das Sauerland „Sauerland“ heißt: meine Beine waren bereits nach dem ersten Tag komplett übersäuert.


Tag 1 führt uns erstmal über einen „komoot“-„Waldweg“ (super steil, super krass, kein Mensch würde hier normalerweise Fahrradfahren) nach Willingen. Von dort geht es zunächst Forstwege hoch und runter. Irgendwann wechselt es auf wilderes Terrain und wir finden uns in einem Fingerhut-Meer wieder. Ich traue mich nicht den Finger reinzustecken.

Das Problem beim Mountainbiken ist: man kann meistens nicht mal eben einhändig mit der Handykamera Fotos machen. Auch hier zeigt sich wieder der Unterschied zwischen Amateur (Handykamera) und Profi (Go-Pro o.Ä.). Und so gibt es leider keine Fotos oder Videos von der mega krassen, mega langen Abfahrt mit gefühlt Tempo 40km/h über fette Steine, fette Wurzeln und teilweise 26% Gefälle (laut komoot). Wow! Was ein Rausch! Völlig fertig warte ich schließlich auf meinen Kumpel, der sich bei einer Gabelung für die andere Option entschieden hat, noch größere Steine (eher Felsen) auf dem Weg vorfindet und zum Absteigen gezwungen ist. Zum Glück ist ihm nichts zugestoßen…ich hab zwischenzeitlich Bedenken, als er nicht kommt. Puh! Erstmal runterkommen. Es geht dann noch ein bisschen auf und ab ehe wir schließlich den Diemelsee erreichen.


Der Umweg zur Diemeltalsperre hat sich auf jeden Fall gelohnt. Unglaublich, was Menschen alles so machen. Wir sind jetzt 3 Stunden unterwegs…km30…beim Mountainbiken gibt es offensichtlich ne andere Zeitrechnung…erstmal was essen. Mit vollem Magen (ich hatte Gemüse mit 1Liter Sauce Hollandaise…Amateur und so) leveln wir uns erstmal 250hm aufwärts. Es geht landschaftlich schön weiter. Mein Herz zerreißt es fast an einem 20% Anstieg (gefühlt 30%). Auch die Übersetzung kommt an ihre Grenzen und ohne meine Klickpedale wäre ich chancenlos. Wie machen Profis sowas?!

Der Rest der Strecke ist gnädig zu uns bis wir schließlich kurz vor Willingen sind. Irgendjemand von der Tourismusabteilung meinte bei der Streckenplanung den Leuten kurz vorm Ziel nochmal richtig den Rest geben zu müssen. Eventuell um die Gastronomie in Willingen anzukurbeln oder so. Unsere Beine sind schon komplett auf und wir sollen jetzt noch 4 (!!!) Schlaufen Berge hoch und runter fahren?! Ich weiß nicht genau wie, aber irgendwie schaffen wir es und retten uns zur nächsten Eisdiele nach Willingen. Jetzt erstmal nach Usseln und Fußball gucken!

